Die Facten
Fact ist, ich zeig „mein“ Ländle unheimlich gerne her. „Mein Ländle“, das sagen wohl außer mir auch noch ungefähr 388.710 andere Vorarlberger. Und dieses Vorarlberg teilen wir uns alle mehr oder weniger friedlich zu gleichen oder ungleichen Teilen, was mit 2.601 Quadratkilometer gar keine so kleine Fläche oder einfache Sache ist.
Einig sind wir uns aber alle in: wir lieben unser Ländle UND wir bezeichnen unsere Landessprache definitiv als „vorarlbergerisch“ & nicht als „deutsch“. Für manche Restösterreicher weniger gut zu verstehen, doch auch hier eine interessante Tatsache. Sprachlich gesehen verstehen wir den Rest von Österreich besser – als der Rest von Österreich uns versteht. Warum? Keine Ahnung, vielleicht weil wir so viele verschiedene Dialekte im eigenen Land haben – die wir teilweise selber nicht verstehen – und in uns allen kleine Sprachtalente schlummern. Somit kann man schon mal ziemlich gut erahnen, dass wir vielseitig sind. Zwar flächenmäßig ein bisserl klein, aber doch sehr OHO.
Ein Tag im Ländle, besser gesagt im Bregenzerwald.
Einen microwinzigkleinen Teil davon hab ich gestern versucht meinen Freunden aus Wien zu zeigen. Der Stolz auf mein Ländle & die Heimatliebe werden ganz klar zu schau gestellt, wenn ich mich wiedermal während der Autofahrt in den Bregenzerwald selber dabei „ertappte“ zu schnattern wie ein Buch. Wenn´s doch aber auch so schön ist unser Ländle, so viel zu zeigen und so viel zu erklären gibt. Heißt die Zeit – für deren Besuch im Ländle ist mit 3,5 Tagen um Jahre zu kurz.
Nach den ersten Tagen verplant mit anderen „Miteigentümern“ des schönen Ländle´s, Sport, Stadt, Essen und deren Weg nach Buch – wo sie sich by the way in einem großartigen neuen Haus eingemietet hatten, Appartment Bodensee der Familie Schneider – war gestern der Bregenzerwald an der Reihe.
First things first – ein Frühstück ohne Weizen und anderen Köstlichkeiten genehmigten wir uns bei Frida´s Bioladen in Hohenems „i dr Gass“. Ein Highlight im Rheintal – in Wien gibt’s bald an jeder Ecke so einen Laden – Frida müsste eigentlich tagtäglich überrannt werden, dem ist nicht so – zeigt wohl einmal mehr, dass Vorarlberg doch noch nicht ganz so offen ist für „neues“ & „anderes“ – jedenfalls solches, das in Wien schon an der Tagesordnung steht. Und noch eine kleine Bemerkung dazu sei mir gestattet. Alle Freunde & Bekannten die nach Wien kommen, mögen genau diese Läden, diese Art von Geschäft & Cafe, in dem es mal so ein bisserl was anderes gibt. Aber zuhause, „kut´s eana denn halt grad nid in Sinn“, dass es das eh hier auch geben würd. Irgendwie witzig.
Ab nach Schoppernau
Zruck zum Wauld – wir so nach dem Frühstück bei Frida, ab nach Schoppernau und mit der Bahn rauf auf den Diedamskopf. Vorausgesagt waren ca 3 Grad Plus auf über 2.000Meter, es waren dann aber zum Glück doch +8 Grad. Ohne Daunenjackerl, bei ständiger Bewegung und ständigem Fotografieren gut zu überstehen. Und dort oben am Gipfelkreuz, welches übrigens heuer neu aufgestellt wurde, gab es dann unheimlich viel grün. Und Kühe und nochmals grün.
Gleich und oder anders
Ich liebe dieses Farbenspiel – auf einem Fleck gefühlte 10 Grüntöne zu sehen und dann im Hintergrund zu hören: und wo ist eigentlich der nächste Starbucks? Ups – Wiener in town, ober besser gesagt am Berg. Ich mal kurz so – mich umgedreht und gecheckt ob mich eh keiner kennt, so typisch vorarlbergerisch halt, denn das hab ich schon ziemlich gut wieder intus nach bald 10 Wochen beim Omile im Ländle. Er schnell mal gegoogelt und wir wussten, dass der nächste in St. Gallen zu finden wäre. Nicht, dass wir da jetzt hinfahren würden, einfach nur mal so zu wissen war einfach schon gut.
Ich liebe sie – meine Freunde – meine „andere“ Welt, denn das ist es für mich ein bisschen. In Wien zu leben und für aktuell grad so lange Zeit wieder zurück ins Ländle zu kommen, ist manchmal sehr schwierig, irgendwie erfrischend, oft verunsichernd aber jedenfalls gibt es mir das Gefühl zurück, dass die Berge und das Ländle ein Stück meines Herzens und ein somit Teil von mir sind. Nichts desto trotz vermisse ich Wien.
Es geht abwärts
Nach den diversen Fotosessions am Berg respektive am Gipfel machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Mittelstation, vorbei an den ganzen Kühen, diskutierend darüber wie gefährlich die Kühe denn nun wirklich sind. Offensichtlich wird die Berichterstattung zu den diversen Attacken in Wien noch genauer verfolgt als hier in Vorarlberg. Und die eigentlich wichtigste Frage des Tages schien nicht mehr die „Starbucks Sache“ zu sein, sondern vielmehr: Wie sind eigentlich die Kühe von Vorarlberg nach Indien gekommen?
Oder war´s doch von Indien nach Vorarlberg?
Ich fürchtete schon, dass wir die Frage aktuell nicht gleich klären konnten, aber irgendwie war sie gar nicht so blöd. Wo gab´s die Kühe zuerst in Indien oder im Ländle – würde da dann die Antwort nach erfolgter Recherche (die ich ganz sicher zum ehest möglichen Zeitpunkt angehen werde) Vorarlberg lauten, hätte ich wohl endlich das Gefühl im Paradies aufgewachsen zu sein. Obwohl – das habe ich so eigentlich auch schon.
Die Jause & die gute Luft am Berg
Bei der Hütte „Oberdiedams“ legten wir ein Päuschen ein und befolgten mal als erstes die goldene Regel, ohne Schnapserl am Berg tritt hier keine die Heimreise an. „A klä Speack, Käs, Buttr & Brot dazua“ und einen Hüttenwirt, dessen Dialekt ich versuchte zu erraten. Mit seiner Beschreibung ich komme von sehr weit her – tausende von Kilometer, konnten wir nicht viel anfangen – er meinte dann: so ca. 12.000km – ich komme aus Brasilien – okeee, das wär wohl nicht unbedingt mein zweiter Tip gewesen. Denn in der Hütte hatte ich ihn reden gehört mit einem Landsmann und ich war mutig und preschte mal vor mit „rätoromanisch“ – es war aber portugiesisch. Naja, irgendwie nicht ganz unähnlich für mein Ohr und wie schon erwähnt, wir sind sprachtechnisch sehr kreativ im Ländle.
Völlig überdreht – vielleicht trug nicht nur die Höhenluft sondern auch das Schnapserl seinen Teil dazu bei – wurde auf dem letzten Stück zum Lift über die Qualität der guten Bergluft beraten: Kann man davon vielleicht sogar schwanger werden??? Okeee – es waren ein Radler + ein Schnapserl und die Hauptsache ist doch, dass man es lustig hat im Leben und Lachen kann. Das ist jedenfalls meine höchstpersönliche Meinung dazu. Und der Spaß kam gestern auf keinen Fall zu kurz.
Käse in den verschiedensten Formen
Runter vom Berg, ins Auto und „usse uf´s Land“ – wie die Wälder gerne sagen wenn sie ihren Bregenzerwald verlassen. Die beiden wollten noch ein bisserl was an Käse mitnehmen nach Wien – an dieser Stelle SORRY @austrian airlines, ich dachte mir schon das „Sura Käs“ auch vakumiert noch die eine oder andere Geruchsnote verteilt, aber das musste einfach sein.
Käse in seiner best verkochten Form gab es dann auch noch als Abschluss „im Brennar“ und zwar: Käsknöpfle, Grumparasalot & Öpflmuas. Dazua an süassa Radlr und danoch no a Schnäpsle. Und jetzt kommen dann gleich die Stimmen die sagen werden, ich esse aber kein Apfelmus dazu und die anderen wiederum essen keinen Kartoffelsalat dazu sondern einen grünen Salat.
Jetzt auszuführen welche Unterschiede es gibt bei der Zubereitung und dem Genuss von Kässpätzle im Ländle, zwischen Oberland und Unterland, zwischen Bregenzerwald & Montafon, würde den Rahmen hier sprengen.
Mein Resumee
Den Tag im Bregenzerwald hätte man sicher auch anders gestalten können, aber definitiv nicht besser.
Es hätte noch sooo viel mehr gegeben und ich war tatsächlich aufgeregt, ob ich die richtige Wahl getroffen hatte. Denn der Bregenzerwald ist unendlich schön & vielseitig und das ist dann immer der Moment in dem ich ganz leis´ eine Stimme in mir höre die sagt, „dinne Oma ischt a Innouare also hascht ou du a bitzle a Wäldare i dir“. Erklärt vielleicht auch meine Euphorie.
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