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MI SUBR´S LÄNDLE

Wo die Vorarlberger niemals baden gehen, odr?

Vorausschicken muss ich gleich Folgendes:
Ein ordentlicher („ghöriga“) Bürger aus dem Vorarlberger Rheintal, badet am alten Rhein oder in den Rheinauen in Hohenems.

Neugierig und fancy wie ich bin, hab ich mich heute aber mal aufgemacht zum anderen Bodensee Ufer, nach Bad Schachen. Dort gibt es zum einen ein Strandbad und dann aber eben auch noch die exklusive Badeanstalt – das Strandbad des „Hotel Bad Schachen“.

Der Eintritt ist nicht ganz billig, wie sich dann aber später herausstellt, jeden Cent wert – nicht nur um für die Erhaltung dieses Juwels zu sorgen, sondern weil man sich irgendwann mal fühlt wie in einem „Kino Flashmob“. Rund um mich, überall Schauplätze – hier ein Familiendrama, dort eine Komödie, eine kleine Betrugsaffäre,…

Vergleichen kann man das Bad mit – für alle Wiener – einer Mischung aus KRAWA (Krapfenwaldbad) und dem Fischauer Thermalbad in Bad Fischau Brunn. Nur das bei uns der geliebte Bodensee die Hauptrolle spielen sollte. Jedenfalls ist um Punkt 11.30 Schluss mit lustig, besser gesagt mit Einlass. Das Bad ist „voll“ laut dem Hoteldirektor. Es gibt keine Liegen mehr & die breite Masse wolle man dann ja auch nicht haben, die Leute sollen sich entspannen und erholen können.

Und da – der erste Eklat. Ein Ehepaar, welches mit mir um kurz nach 9 das Strandbad betreten hat, wollte sich – nach ausgiebigem „FrühstücksMittagessen mit Zeitung“ – zwei Liegen schnappen, ABER – keine mehr da. Es wurde laut in der beschaulichen Badeanstalt und die anderen Badegäste hypnotisierten peinlich berührt die verschiedensten Winkel die es da gab. Der Gast: „das müssen sie anschreiben, dass es kei Liegestühl mehr gibt“. Der Hoteldirektor: „wir werden uns etwas Adäquates einfallen lassen“. Der Gast klopft im Takt einer Fanfare die sich wohl grad in seinem Kopf das Konzert gibt mit dem Ballen seines rechten Fusses auf den schönen Fliesen – „und henns schon ei Idee“. Der Hoteldirektor: „Na mein Herr, so schnell geht das nicht, aber wir würden Sie gerne zur Entschädigung auf Ihre Konsumation einladen“. Der Fanfarenzug im Kopf des Badegastes wurde lauter & das Klopfen am Boden schneller. Ich sah im Winkel der Kabine der Kassafrau eine schwarze Schiefertafel stehen, ging vor, fragte ob sie denn auch eine Kreide hätte, nahm Kreide und Tafel, schrieb drauf: „Liegestühle sind schön & gut, aber heute leider aus“, nahm die Tafel und stellt sie bei der Kassa auf, so das jeder, bevor er den Eintritt bezahlte, das Schild lesen konnte. Der Gast grinste überlegen und meinte zum Hoteldirektor: „na geht doch, wenigstens ihre Mitarbeiter sind qualifiziert“ dann zog er von dannen.

Der Herr Direktor kam auf mich zu um meinte – etwas peinlich berührt – bitte verzeihen Sie. Ich lachte und meinte, ich hätte mich ja sozusagen „eingemischt“ – er fragte mich ob ich denn noch mehr solcher Ideen hätte für sein Bad und nach einem gemeinsamen „Käffchen und einem Stückerl Kuchen“ und unter Austausch der Ideen, gab er mir seine Visitenkarten und meinte, bitte melden Sie sich kommende Woche bei mir, ich denke ich hätte da zwei Jobs für Sie in unserem Haus.

Ach ja – und Vorarlberger sind keine da – zu teuer ist der Eintritt und zu beschaulich/langweilig die Badegäste. Denkste weder langweilig noch „keine Vorarlberger“, denn dort standen die Beiden – sofort zu identifizieren als Ländler. Sie sind Diejenigen die sich an den Beckenrand lehnen um, sehr offensichtlich, alles mal zu begutachten. Das machen alle anderen auch, nur die Vorarlberger tauschen sich dann auch noch in einer Lautstärke dazu aus, dass man, wenn man auf der Wiesenfläche leicht abgesetzt liegt, alles mithören kann. Wortlos funktioniert lediglich das anschauen und dann parallel nach rechts Nicken, was so viel heißen soll wie „gommr wietr“.

Jetzt lehnen sie an der nächsten Mauer und beobachten die neu eingetroffene Kleinfamilie – irgendwie passen sie so gar nicht hier her. Oma & Opa, Mama & Papa mit einem ca. 1 Jahr alten Mäderl. Die beiden Vorarlberger beraten ob bei denen zuhause wohl der Pool kaputt sei, sie grad erst umgezogen seien und der Pool werde erst nächstes Jahr gebaut oder ob sein Schiff ein Leck habe, dass er mit seiner Familie hier her kommen müssen. Da bekam der braungebrannte mit einer roten Badeshort und einer rotgelbverspiegelten Rayban bekleidete ZweimeterMann – der mit seiner Mähne Hansi Hinterseer in brünett sein hätte können – ein Zeichen, dass die Beiden sich wohl über ihn unterhalten. Hinter den beiden Burschen stand die Gattin des 2MeterMannes, Marke: blonde Schwedin, mit rotem Bikini, rotblau verspiegelter Rayban und dem 1jährigen Mäderl am Arm, das schon einen kleinen roten Bikini trug.

Es gab anschliessend ein „Wortgewusl“, keine Chance irgend was zu verstehen ausser „Schayenne“, Porsche, Rotzlöffl, Büffl (so nennen die Vorarlberger die deutschen Nachbarn in Ausnahmesituationen). Der alternde Bademeister eilte herbei, sofern sein kaputtes Bein ein Eilen überhaupt zu liess, versuchte die drei Herren ein bisschen zu beruhigen und siehe da – zweiter Einsatz des Herrn Hoteldirektor, der wohl heute sein Office in die Badeanstalt verlegen musste.

Ich könnte noch mindestens 5 weitere Stories über den heutigen Badetag schreiben. Ich liebe es alleine baden zu gehen bzw unterwegs zu sein, keine Musik in den Ohren, kein Handy in der Hand, einfach nur zuhören und beobachten was sich rundherum so abspielt, heim kommen und alles niederschreiben.

   
Ja liebe Vorarlberger, das hätt ich dann wohl am alten Rhein nicht erlebt. Der eine hätte über den anderen geredet, aber nur unter vorgehaltener Hand oder er hätt´s dann der Nachbarin von Schwester´s Freund erzählt, weil man kennt sich im Ländle. Und zwar immer schon und überall. Aber das Geld war´s auf jeden Fall wert & ich komme wieder. Vielleicht um ein BadeTaschenBuch zu schreiben.

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