Jo genau.
Rechts er – links das Auto. Ich steh so in der Mitte. Mein Kopf setzt grad zum „Dauerverneinen“ an – ich schau links zum Auto, nach rechts zu ihm, links, rechts, links,….oke – ich erspar euch das „schwindlig schaun“. Ein Blick in sein Gesicht verrät mir, er ist wahnsinnig begeistert, dass ich fahre (Selbstverständlich ist das jetzt grad „oberüberdrüberzynisch“). Worauf mein Fokus gerichtet ist? Auf ihn? Das Auto? Mich?
„Das waren jetzt „schneidige“ 2,5 Tage, cool find ich das jetzt nicht.
Ich auch nicht.
Was soll ich tun?
Gute Frage – was ist dir wichtig? Ich denke du solltest die richtigen Prioritäten setzen.
Das Wort „richtig“ im Zusammenhang mit Prioritäten – ist irgendwie interessant. Das heißt es gibt also richtige & falsche Prioritäten?? Falsch fühlt sich grad Eines an – nämlich andere bzw. anderes wichtiger zu nehmen, als mich selber.
Na gut – dann fahr halt nicht, ich find sowieso besser wenn du bis Sonntag hier bleibst.
Ja eh – aber jetzt ist es halt wichtiger nach Vorarlberg zu fahren um dort zu entscheiden wie wir weiter tun & ob das Omile doch besser ins Spital geht.
Warum grinst du?
Ich find´s echt oag. Stehe da so bezeichnend für die ganze Situation in der Mitte. „Rechts“ hätte gerne, dass ich bleibe. „Links“ wartet schon auf mich, weil sie erstens Angst davor hat ins Spital zu müssen und zweitens wartet sie sowieso und überhaupt immer.
Und was ist da so lustig?
Gar nix. Wenn dann maximal die Tatsache, dass mir fast schon schwindlig ist vom imaginären Hin und Her schauen, ich in der Mitte stehe und am liebsten laut raus schreien würde: Interessiert sich eigentlich irgendjemand dafür, was ICH möchte?
Dieses Gespräch führten wir letzten Donnerstag. Und es geht hier absolut nicht darum, dass ich Entscheidungshilfen oder Tipps möchte. Auch kein Mitleid oder mir irgendwelche „Schulterklopfer“ abholen will damit – sinngemäß: Du machst das so super und bist so stark und (womöglich kommt dann auch noch mein ungeliebtes Wort) TAPFER?!
Reflektiert kann ich.
Wenn sich etwas in meinem Leben komisch und nicht gut anfühlt – bin ich die erste die das Gas raus nimmt, tief durch atmet, sich kurz zurück zieht und in sich geht. Eine Sache gibt es in meinem Leben zu der ich echt schon soooo viel gelernt hab und immer noch lerne. Den Fokus auf mich selber nicht zu verlieren. Darin bin ich nämlich manchmal noch so richtig schlecht.
Wisst ihr was?
Am meisten dann – wenn es um mein Omile geht. In meinem – ich nenns jetzt grad mal ganz nüchtern – sozialen Lebenskreis, damit meine ich Freunde, Bekannte, Partner – hab ich das schon „ziemlich gut drauf“. Auch wenn ich mir erst vor kurzem anhören musste: Wenn du nicht aufpasst, wirst du mit deiner Einstellung ziemlich schnell als EGOISTISCH abgestempelt.
SERIOUSLY??? Ich soll ein Ego sein, weil ich das mache was mir gut tut & Dinge die mir nicht gut tun versuche zu vermeiden?! Darauf hieß es nur – ja natürlich, niemand macht nur das was ihn glücklich macht. Zu jedem Leben gehört auch das Unglück, die ungewollten Pflichten, das Kleinbeigeben und die gespielte Freundlichkeit – das OKE, dann geh ich halt mit, obwohl ich jetzt schon kotzen könnte.
Ja – ihr habt richtig gelesen.
Ganz ehrlich – mir hat´s bei dem Gespräch fast die Ganslhaut aufgezogen vor Lauter Graus. Und JA – ich bin dann auch kurz darauf dieser Gesprächssituation, die eigentlich keine war, entflohen mit der Antwort: NEIN. Gehört nicht (mehr) zu meinem Leben.
Außer – beim Omile.
Und jetzt wo ich so da sitze – mir ein kurz aufkommendes Lüfterl eine Schnappatmung abverlangt in der Hoffnung, dass der Wind den Regen mitbringt der diese Hitze mal kurz unterbricht – denke ich mir: vielleicht hat jeder von uns so einen Menschen. Einen, der dich auf die Palme bringt von 0 auf 1.000.000. Den Menschen der dir manchmal mehr am Herzen liegt, als du dir selber. Der Mensch für den man 100e – eigentlich eher 1.000e von Kilometer fahren würde, lediglich um sicher zu stellen, dass alles ok ist. Um Hilfestellung zu geben und das Gefühl, dass genau dieser Mensch nicht denkt, das alles jetzt grad alleine durchstehen zu müssen.
Habt ihr Kinder?
Ich bin in den letzten Wochen & Monaten, in denen ich sehr intensiv mit dem Omile zusammen lebe, immer wieder mal geneigt unser Zusammen leben mit jenem einer Mutter mit ihrem Kleinkind zu vergleichen.
Es gibt soooo viele Parallelen – das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Und immer dann wenn ich eine scheinbar schwierige Situation zu lösen habe, den Ansatz für die Lösung aus einem Mutter/Kleinkind/Verhältnis ableite, wird mir bewusst, dass das absolut gar nicht geht. Denn was das Omile hat – was einem Kleinkind noch fehlt – ist die Lebenserfahrung. Und davor hab ich allergrößten Respekt. Noch viel mehr, nicht nur Respekt, sondern auch absolute Hochachtung. Was sie alles miterlebt hat – wie viele Veränderungen des Lebens sie gemeistert hat. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, dass sich jetzt breit macht in mir.
FIX ist…
…dass ich dazu ein eigenes „Kapitel“ schreiben werde. Zu der Tatsache, dass ich so viel mehr lernen kann von ihr, als ich jemals vermutet hätte. So – und da simma nun – bei dem angespannten Nervenkostüm, das mir manchmal nicht erlaubt einen wachen, offenen und unvoreingenommenen Blick auf eine Sache zu haben. Und dann issa weg – da Fokus. Der Situation die Krone aufsetzen tut dann der Satz :
Kind, wenn du krank oder unglücklich bist, dann nützt du niemandem auf der Welt. Nicht mal dir selber.
So – und jetzt sag ich ihr einfach: Sorry Omi, doch ich würd ganz gern noch ein paar Tage länger im Osten Österreichs bleiben – geh du doch einfach mal ins Spital, da bist du in guten Händen. Als ob das funktionieren würde ohne Kollateralschäden. Haben wir nämlich schon mal probiert – das Ergebnis haben wir dann in einer sehr langwierigen „ich bau wieder Vertrauen auf, dass ich nicht alleine bin“ Phase ausgebadet – beide.
Ich hab dazu gelernt.
Und ganz zum Schluss kommt die Erkenntnis – die „Lösung“ – das was ich euch mit diesen Worten mitgeben möchte. Ich hab´s gelernt. Und immer dann wenn ichs auch umsetze, bin ich mega stolz auf mich. Für den einen oder anderen klingt das jetzt vielleicht lächerlich – doch so schauts aus:
Zerrissene Jeans anzuziehen, unter der Woche auf ein Glas Wein zu einer Freundin zu spazieren, den ganzen Sonntag lang baden zu gehen, nach 24 Uhr nachhause zu kommen, länger zu schlafen als bis 06.30, meine Lippen „rot anzumalen“ & auch die Nägel mal mit einem trendigen Mintfarbton einzukleiden, im Garten stehend zu telefonieren, die Musik im Auto erst NACH öffnen der Fahrertüre leiser zu drehen, Kleider anzuziehen die nicht bis übers Knie gehen, meine HighHeels nicht im Sackerl mitzunehmen und erst vor Ort die Schuhe zu wechseln – sondern sie schon zu tragen wenn ich das Haus verlasse & vor allem „ohne gschtrählate Hoor und mit am Käpple uf´m Kopf“ zur Bäckerei zu fahren in der Früh. Und dann leg ich mich auch noch mitten unter der Woche an einem ganz normalen Arbeitstag auf einen Liegestuhl hinters aus, mit dem Laptop am Schoss – und arbeite.
Das alles mag sie zum Beispiel nicht & doch ist das alles ist für mich FOKUS – Fokus auf mich selber. Auf das was mir gut tut und das was ich gerne mag. Und dann „zieht´s mir diesen Grinser auf“ – den „ich nehm mich wichtig und mach das was ich mag“ – dann bin ich glücklich & siehe da, dann sind´s alle rund um mich auch.
Von Herzen von mir für euch – für uns alle:
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