Wir führen ein Gespräch über Willensstärke – über Verzicht und über Schokolade.
Weil sie gerade in der Zeitung einen Artikel über das Thema Plastik im Meer gelesen und festgestellt hat, dass Schokolade wohl hauptsächlich in Plastik verpackt wird – oder in dem „grusiga Silbrpapier“. Sie sinniert vor sich hin, wer denn wohl mehr Schokolade isst, die jüngere oder die ältere Generation. Das Wichtigste war ihr allerdings zu vermerken – wenn die Jungen also eh schon wissen, dass sie mit dem Plastik so viel Schaden anrichten auf der Welt, wieso sie denn dann nicht einfach verzichten können auf die Schoki.
Statement Omile:
„Jo ihr Junga nend des jo all’s numm so ernscht – öü würd amol d’Wealt, um d’Ohra flüga.“ Wo sie recht hat – hat sie fürchte ich wirklich recht. Weiter im Text: „Nid amol vierzg Täg faschta künnand viel junge Lüt hüt zu Tag geall.“
Ach Omi, das ist halt nicht immer so einfach. Manche Leute essen die Schokolade halt auch ein bisserl für die Nerven & wenn sie eine stressige Zeit haben, dann reissen sie halt eine Schoki auf.
„Und du Chips geall – also koa Schoki eassa isch koa Garantie, dass ma gertnschlank ischt.“
Ha Ha Ha – echt Omile – das kannst du so großartig – immer wiedermal fallen zu lassen, dass meine Kleidergröße jene ist, von der behauptet wird, dass dort wohl tatsächlich viel Schoki gegessen werden muss. Ist aber nicht so – ätsch bätsch. Und als würde sie darauf warten, dass ich gekränkt auf ihren kleinen „WortSatzFetzn“ reagiere, schaut sie mir so tief in die Augen, als wolle sie mich hypnotisieren.
„Nimm dr a Beispiel a mir!!! I iss momentan einfach KEINE Schoki. Han i mr vorgno und züch i o durch“.
Ich gehe kurz aus der Küche, den schmalen Gang entlang Richtung WC & schalte dafür das Licht ein. Mein Blick fällt auf das „Frisörkäschtle“ wie es bei uns daheim genannt wird.
Ein kleines Holzkästchen a der Wand, mit einer Klappe die man aufziehen kann – dahinter verbergen sich diverse Bürsten und Haarkämme. Darauf liegen – „einsam still und leise“ – zwei Stückchen Schoki.
Oder wie sie es gleich nennen wird „d“Hälfte vo nam Ripple“.
Ach mi Omile – so „nerrsch“ wie du mich manchmal machen kannst – ich hab dich lieb – denn ich hab die Schoki dort nicht hingelegt, die esse ich nämlich nicht. Und sonst wohnt keiner hier.
Ich lasse sie dort liegen, die arme Schoki und besuche das stille Örtchen.
Und dann – ja dann – es geht fast ein bisserl was ins Hoserl vorlauter Lachen.
Finde ich im kleinen gar nicht so unschuldig stillen Örtchen, dieses von dir ach so geliebte „lila Papier“. Damit dürfte klar sein, wer die Schoki gegessen & vergessen hat, bloss das „Kübile“ im WC hat sich nicht von alleine geöffnet um das Papier zu „verschlucken“.
Ob ich ihr das jetzt alles sagen soll? Auf dem Rückweg nehm ich „s´halbe Ripple“ Schoki mit. Leg es ihr wortlos auf den Tisch – den Augenkontakt meidend, weil ich grinsen muss. Sie sieht kurz auf – liest dann weiter in der Zeitung – greift „blind“ zur Schoki am Tisch – verspeist sie und meint dann nur leise:
„Guat ischas gsi das halbe Ripple“
Sie mag die Klassik – die ohne alles – denn die kann sie am besten mit der Zunge am Gaumen zerdrücken und dem Herzerl & den Nerven zuführen. Warum sie nun doch grad plötzlich wieder ein Stückerl Schoki ist und wie weit her es mi ihrer Willenskraft ist, das hab ich sie natürlich nicht gefragt. Denn entweder hat sie vergessen, was sie mir vor ein paar Minuten noch gesagt hat, oderrr – und das ist sehr viel wahrscheinlicher – überspielt sie es gekonnt und elegant mit „nicht-reagieren“ & „so-tun-als-ob-nix-wäre“.
No Comments