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Ich kann das wirklich ALLEINE

Und als ich da so stand und – wie wir im Ländle sagen – „an verlitt“ – „oiso a gwürgs“ hatte, mich geärgert und gleichzeitig gefragt hab, warum nochmal genau mach ich das eigentlich alleine, war mir klar – die Antwort ist unser „Frauen Muster“ in der Familie. Gestern hatte ich angefangen das zu tun, was sonst wohl meine Mama getan hätte. Die Fenster in unserer Laube mit neuem Gewebeplastik zu bestücken. Irgendwann hatten wir das auch sicher mal zu dritt gemacht. Oma, Mama & ich – als wir 3 Generationen noch gemeinsam in diesem Haus gelebt haben.

 

Aller Anfang ist schwer – so ganz alleine

Ich zum Hornbach: „Nein, so ein Plastik haben wir nicht, aber das gibt’s sicher beim Dehner Gartencenter“. Ich weiter zum Dehner: „Nein, haben wir leider nicht, aber diese Sachen gibt es alle bei der BAYWA in Lauterach“. Ich – ein klitze kleines bisschen genervt. Auf nach Lauterach. Dort bekam ich endlich was ich brauchte – ein Plastik mit einer Gewerbestruktur das nicht reißen kann. Damit werden die Holzfensterrahmen neu „befüllt“. Als ich heimkam meinte das Omile: „jetz bisch abr lang furt gsi“. Ja eh, weil ich an 3 verschiedenen Orten war bis ich bekam was ich brauchte. Sie ganz cool drauf: „das han i dir jo glei gset, abr du heaschas jo alloa o no wissa wella“.

Alleine, ausborgen oder abwarten

Jap – alleine – das war das Stichwort. Alleine hab ich dann auch versucht, das alles zu machen. Fensterrahmen auseinander geschraubt – kein Akku Schrauber im Haus – wurscht, mach ma´s von Hand. Weil jetzt tausendmal irgendwo hingehen und fragen ob ich was ausleihen darf wollte ich nicht. (bis dahin war ich wohlgemerkt noch NIRGENDS irgendetwas ausborgen!) Schnell war aber klar, den Tacker den brauch ich. Happy me – wir haben einen Holzbauer als Nachbarn, der hat so ziemlich ganz alles was ich brauche – auch einen Tacker. „Gfugsat“ hat´s mich zu Beginn, dass ich fast die Nerven weggeschmissen hätte, aber die Fenster waren raus, das neue Nylon im Begriff „eingetackert“ zu werden. Eine Freundin hätte mir dann fast noch ihren Papa vorbei geschickt, nachdem sie meine Instagram Lifestory verfolgt hatte – doch ich wollte es einfach alleine können. 

Helfen lassen – oder doch alleine weiter wurschtln

1.Tag – es wurde dunkel – gut, jetzt geht nix mehr. Alles weggeräumt in den Schopf und ab ins Bettle. Ein bisschen verärgert, weil ich doch unbedingt gestern noch fertig werden wollte. Denn heute wäre mein erster Guerilla Office Tag gewesen – nix war´s. Heute wieder raus & weiter gings. Kurz wurde ich unterbrochen von einem nicht ganz unwesentlichen Regenschauer und der Tatsache, dass das Omile mit dem Rollator aka Ferrari einkaufen gefahren war. Rein ins Haus – Schlüssel holen – Omi „retten“. (Die Geschichte dazu gibt’s auf einem „VideoPodcast“ in Kürze auch am Blog nachhörbar. ) Wieder heim in der Laube unterm Dach weitergemacht. Und ab jetzt wurde es noch schwieriger, die einzelnen Bretter hatte ich zwar gut beschriftet, aber man hätte halt sieben Arme und 4 Beine gebraucht um alles zu fixieren und zu halten. Aber – ich kann das ALLEINE.

Glücklich & geschafft – ganz alleine 

Das letzte Fenster hat mich dann auch fast noch dazu gebracht ein klitze kleines Zorntränchen zu vergießen, weil ich echt alles beschriftet hatte, nur eben nicht welche Seite innen und welche außen ist. S´Omile musterte mein Tun wiedermal durch das Schlafzimmer Fenster und meinte: „söll i dr eappas healfa“ ??? Mein Humor war zurück und ich musste laut lachen – nein Omile, da kannst du mir sicher nichts helfen, ich kann das schon (ganz ALLEINE). Die nächsten Arbeitsschritte erspare ich euch, denn was dann kam, habt mindestens noch so lange gedauert, wie die Arbeitszeit davor am heutigen Tag. ABER – geschafft. Beide Fensterrahmen waren wieder auf ihrem angestammten Platz, das Nylon gespannt und ich glücklich.

Und vielleicht diente diese Übung auch wirklich nur dieser einen Erkennntnis

Ich musste mich zuerst mal hinsetzen und das Ganze stolz betrachten. Denn viel wesentlicher als die wunderschönen Nylonfenster war die Tatsache, dass ich mir während der ganzen Zeit Gedanken darüber gemacht hatte, warum ich das bloß immer alles alleine machen muss. Das ist nämlich auch ganz und gar nicht das erste Mal, dass ich mich alleine mit etwas quäle. Geht’s mir um die Anerkennung anderer wenn ich etwas geschafft habe?? Oder doch um das Gefühl des Erfolgserlebnisses?! Ich weiß es nicht. Nur so viel – es steckt das Frauenmuster unserer Familie dahinter und ich hab´s nie anders vorgelebt bekommen. Das ist mir heute klar geworden !!

Oma´s Papa

Mein Omile war 6 Jahre alt, als ihr Papa gestorben ist – eine Woche bevor sie in die Schule kam. Mit 7 Kinder eine wahre Herausforderung für die Mama und die Älteste musste die Jüngste als Baby irgendwie auch ein bisserl mit groß ziehen. Das hat die Omi als mittlere immer so mitbekommen, dann aber auch eher ignoriert, denn sie war ohnehin mehr Bub und wild als Mädchen und ruhig, was ihr sicher geholfen hat, alles ein bisschen distanzierter wahr zu nehmen.

Mama´s Papa

Als der Papa meiner Mama, sprich mein Opa starb, war meine Mum 16 Jahre alt, das Haus in dem ich jetzt gerade sitze und aufgewachsen bin, war ein Rohbau. Die beiden Frauen mussten es dann ohne große Hilfe von anderen schaffen, das Haus fertig zu bauen bzw. bauen zu lassen & vor allem das Ganze zu bezahlen. Meine Mama war wie ich ein Einzelkind, also war Frauenkraft gefragt.

Mein Papa

Und dann zu meinem Papa. Auch ich war leider erst 16 Jahre alt, als mein Papa starb. Es gab zwar kein Haus zu bauen oder Geschwister mit zu erziehen, aber es gab ab sofort eine Frauen Front, die stärker nicht hätte sein können. Den Führerschein musste ich mittels Übungsfahrten auf einer ruhigen Straße am alten Rhein mit meiner Omi machen, weil meine Mum die Nerven schon weggeschmissen hatte. Und überhaupt war das alles für meine Mama nur sehr schwer zu ertragen. Denn als mein Papa starb, war meine Mama so alt wie ich heute bin. Für mich grad alles unvorstellbar.

Oder doch alleine nach Wien 

Als ich dann mit 30 Jahren nach Wien zog, konnten die beiden Frauen das erst mal alles andere als verstehen. Den Satz: „Wenn du uns sehen willst, dann musst du halt nachhause kommen“ hörte ich öfter als mir lieb war. Aber ich weiß auch, dass er nie & nimmer böse gemeint war. Aber sie konnten es halt einfach so gar nicht verstehen, dass ich weg wollte von hier. Mir hat aber die weibliche Kraft und Energie in meinem Leben damals fast ein bisschen Angst gemacht und ich musste einfach noch wissen, ob ich es auch ALLEINE in Wien schaffen würde.

Und so bin ich heute

Und das hab ich´s ja auch. Zwischenzeitlich mehr in Niederösterreich als in Wien & verheiratet, zieht es mich immer mehr zu meinen Wurzeln zurück ins Ländle. Mit einem großen Unterschied, ich habe keine Kinder. Kein Mädchen das gezwungen ist, mehr Stärke an den Tag zu legen als gesund ist. Obwohl ich sehr gerne Kinder gehabt hätte & auch gerne ein Mädchen. Mein heutiges Gefühl dazu: ich bin ausgebrochen aus diesem Muster, bin die einzige in unserer Familie die bis dato körperlich mit Krebs noch nicht in Berührung gekommen ist & ich bin anders. Ich habe von allen ein bisschen was. Von meiner Mama die Güte, von meiner Oma die Stärke & von meinem Papa die ungarischen Piri im Hintern.

 

 

Ich bin dankbar für meine Geschichte – unsere Geschichte.   

Denn sie hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.

& das ist gut so.

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1 Comment

  • Reply
    Gabi H.
    29. September 2017 at 18:55

    …toll geschrieben ..Herzgruss aus der Schweiz ❤❤❤

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