Soll ich fahren oder nicht.
Ob sitzen und warten hilft?
Ob da jemand kommt der einem die Entscheidung abnimmt? Wie gern würde man diese manchmal jemand anderem „umhängen“, wenn man glaubt so gar nicht zu wissen, welches der richtige Weg ist.
Denn der Verstand wird immer lauter – das Herz jedoch bleibt ruhig und leise und wartet darauf, wieder die Hauptrolle zu spielen. Und dann kommt der Moment. Man bleibt stehen, setzt sich hin, die Welt wird leiser, der Puls langsamer und da ist es das Herz. Die Antwort sonnenklar, lediglich die Frage bleibt noch kurz: Wie konnte ich bloß wollen, dass jemand anderer die Entscheidung für mich trifft, wenn mein Herz doch immer richtig liegt. Ich bin ins Auto gestiegen & losgefahren und das Grinsen nahm 5,5 Stunden kein Ende.
Heute früh? Macht sich unbändiges Glück in mir breit, Tränen der Freude & der Dankbarkeit.
So einfach kann Leben sein.
Denn es ging um die Entscheidung – fahre ich für „nur“ 1 Wochenende – ganz genau genommen „nur“ für den GROSSMUTTERTAG knapp 700 km ins Ländle.
Ich kann euch eines versichern, während ich diese Zeilen schreibe, kommt mir die Frage nach dem „soll ich oder soll ich nicht“ schon besonders sinnlos vor. Nun gut. Ich bin gefahren. Und das war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben.
Warum genau – könnt ihr am Ende auch noch HÖREN !
Was am Programm stand in den knapp 2 Tagen??
Ganz einfach: Omile´s Wünsche erfüllen!
Gut Omi – was magst du heute machen, wir haben einen Nachmittag Zeit, den du verplanen kannst. Meine Stimme schwingt noch in der Melodie des Punktes am Endes des Satzes als sie schon anfängt zu grinsen: „i tät gern zur Gretl fahra“.
Ihre Schwester – nicht weniger rüstig beinander. Und diese Treffen, bei denen ich stille Zuhörerin & Mitfühlerin bin – daneben sitze wie ein Mäuschen – ja keinen Ton von mir gebend um den beiden einfach nur zuzuhören. Sie reden über früher, ihre Kindheit, das Leben von heute & was für sie unverständlich und oft unerträglich ist an der heutigen Zeit. Zu spüren wie sehr sie sich freuen einander zu sehen, wie dankbar sie für jede Stunde sind, die sie gemeinsam verbringen dürfen & mit welchem Respekt und welcher Achtung sie miteinander umgehen – ist das absolut Größte für mich.
Zum Abschied reichen sie sich beide Hände, schauen sich ruhig und tief in die Augen und bedanken sich für die Zeit die sie miteinander hatten, mit dem Versprechen, sich bald wieder zu sehn. Manchmal haben sie dabei Tränen in den Augen.
2 Stunden mit den beiden & ich bin unendlich dankbar. Im absoluten & tiefen Vertrauen, dass alles genau so sein muss, wie es eben jetzt gerade ist.
DER MUTTERTAG
Wir haben dich gestern vermisst. Sie dich sicher noch viel mehr als ich? Oder? Ist aber auch egal. Dein Platz sollte noch bei uns sein, darüber waren wir uns einig. Und dann taten wir das, was auch du immer am liebsten gemacht hast.
Wir haben Zeit miteinander verbracht. Gingen schweigend neben einander her. Waren in Gedanken bei dir. Bis nach gefühlten 2 Stunden eine von uns beiden plötzlich anfing zu lachen und eine Geschichte über dich erzählt hat. Wir können dich noch hören, spüren und riechen. Und immer dann wenn eine von uns beiden Angst davor hat, dass die Erinnerungen schwinden, ist die andere da und beruhigt mit einer Geschichte.
Wir lieben dich – immer und unendlich & an allen 365 Tagen im Jahr. Danke für alles Mama !
Wir sind nachhause spaziert, haben „an Sack Kerzle ipackt“ und sind zu allen Friedhöfen im Land gefahren um Omiles Geschwister und ihrer Mama ein Kerzerl anzuzünden. Für manche hat das etwas trauriges oder fast auch unheimliches. Für uns ist diese „Tour“ (die wir früher nur an Allerheiligen gemacht haben – jetzt aber auch öfters unterm Jahr mal machen) immer etwas Besonderes. Friedlich und ruhig. Im Auto reden wir über ganz viele Dinge „von früher“. Und ich bin wiedermal dankbar diese Stunden mit ihr verbringen zu dürfen. Es geht vom Rheintal ins Montafon, von dort zurück Richtung Unterland in den Bregenzerwald, raus und rauf Richtung Eichenberg und am Schluss zum Grab von Omiles Mama nach Hard.
Der Tag war anstrengend & gleichzeitig sehr schön.
Wir sitzen daheim „i dr Stuba“, als das Omile mir folgendes eröffnet:
Ich hab mir das nun reiflich überlegt. Ich werde mich für „Essen auf Rädern“ entscheiden. Zwar nur 2x in der Woche, aber „meh kann i all no wenn´s guat ischt“. Kurz war ich ein bisserl irritiert. Wir hatten schon sooo oft drüber gesprochen. Es wäre doch auch eine Erleichterung. Von ihr kam immer ein klares: NEIN. Doch nun hatte sie selber entschieden. Und das ist es was ich oft noch lernen muss. Ich darf ihr einen Anstoss zu gewissen Dingen geben, Ideen wie sie manches leichter bewältigen kann. Letztendlich dafür entscheiden muss sie sich immer selber.
New Babe in tha House – DIE MIKROWELLE
Die Tapferste, die Mutigste, die Einzigartigste – die, die sich jeder Veränderung stellt & bitte – sie ist 95 1/2 Jahre jung – hat ihr
Leben besser im Griff als manch anderer und manchmal auch besser als ich – sie ist für mich UNBESCHREIBLICH – eine Kämpferin vor dem Herrn & das Beste das ich in meinem Leben wissen darf. Wir kaufen also eine Mikrowelle & ich mache die Einschulung. Montag Früh wird dann auch gleich das erste „TestEssen“ im Sozialzentrum bestellt. Damit wir beide mal sehen, in welchem Geschirr das Ganze daher kommt und wie sie sich das Aufteilen der Portion auf 2 Tage am besten organisiert.
Heute beim Abwasch – wir haben den ersten Tag „Essen auf Räder“ hinter uns – sie trocknet ab und fingert an dem Deckel des neuen Mikrowellengeschirrs herum:
„Du luag amol, gitas doch tatsächlich so gschiede Lüt uf deara Wealt. (Und schüttelt verwundert den Kopf) Das Kläppile do, das immr offa si muas heat Wealla druff. Und jetzt kut‘s (sie hebt ihren Blick, sieht mich an und reißt die Augen auf) das Gerät döt hoasst MikroWELLE und auf dem Kläppile do sind o WELLEN druff. Dea wo uf dia Idee ko ischt, däs isch fix an Ma, dea so riiiech ischt, dassar si a Köchin leischta ka & koa so a WELLE brucht“.
Alles funktioniert reibungslos. Gut – es könnte immer ein bisserl besser & anders gehen, sein und schmecken. Dabei möcht ichs jetzt aber auch belassen hihihi.
Fixer Hauptdarsteller in meinem Kofferraum?
Die „Loabate“ – ganz viel davon nämlich. „LOABATE“ ist Vorarlbergerisch und heißt „Restln“. Das bekomm ich immer mit, auf den Weg nach Wien. Funktioniert genau so: s‘Omile räumt vor der Abfahrt immer auf den Kasten neben dem Kühlschrank, alles was ich mitzunehmen habe. Alle jene Dinge die ich gekauft hab & die sie nicht kennt. „Züg daas ma bluss z‘Wiean dunna isst“
Dieses Mal ging es jedoch nicht um Avocado (manche von euch kennen vielleicht die Geschichte dazu) sondern um den Blutorangensaft.
Eine ältere Dame kommt kurz vor meiner Abfahrt noch zu Besuch. Sie nähert sich unserem Haus und das Omile beobachtet sie missgünstig durch das Küchenfenster. „Muass dia genau jetzt ko, wo du goscht“ (denn die letzten Minuten bevor ich abfahre gehören immer ganz exklusiv uns) Sie öffnet demonstrativ für: dich kann ich jetzt nicht gebrauchen – das Fenster. Sie unterhalten sich kurz, bevor der Blick der Besucherin auf die Saft Flasche fällt.
„Hoi Liesel, trinkscht sit nöüaschtem Oranschasaft??“
S‘Omile dezent genervt, weil sie jetzt doch mit mir alleine sein will. „Das ischt logischerwies Bluatoranschasaft. Sieht ma doch: ROTA Deckel, ROTES Etikett & ROTA Saft. Oranscha währand GEAL“
Aber jetzt kommt noch der Zusatz: „i woas eh, du bisch nid so experimentierfreudig, abr i muass säga, so a klä nöüs Züg eappra Mol hebt jung“.
Ich lach mich gleich kaputt. Gut zu wissen Omile, dann gibts beim nächsten Besuch Avocado Toast für dich (..hab ich mir mal so gedacht und nicht laut gesagt) Ich glaub ich werd sie überraschen damit- hahaha.
PFÜATE und bis bald
Und dann ist es soweit – ich fahre wieder zurück gen Osten Österreichs. Wir sitzen immer noch zusammen und plaudern ein bisschen. Machen eine Nachlese dessen, was wir alles gemacht haben. Es gibt ihr einfach ein gutes Gefühl und dafür bin ich zuständig – solange sie lebt – ihr gute Gefühle erleben zu lassen.
Viel Spass beim Zu- /Reinhören:
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