Hallo & herzlich Willkommen…
…zu Teil 2 unserer Mittagstisch Geschichten aus dem Hanfland.
Mittwoch = Lars der Lachstag. Der falsche Tag, denn den Lachs (der in Omiles Universum Lars heißt), den gibt es normalerweise immer am Dienstag.
Nuuuuur – hat die Manu da die Zeitplanung ein bisserl gecrasht – dem Omile war´s zu wider, dem Lachs wars egal. Früh morgens wurde aber auch gleich schon klargestellt: „also dia wiess Soss, dia bruch i denn nid diesmol“. Verwunderung machte sich breit bei mir, denn Sauerrahm mit 8 Kräuter waren immer fixer Bestandteil unseres FischDienstags. Und warum genau – wollte ich wissen. „Well des für mi nid guat ischt“ (die Blutwerte sind nicht immer so ganz in der Norm und wenn das so ist, sucht sie sich manchmal einfach einen Übeltäter aus, der dann die Schuld tragen darf & den verbannt sie auch gleich aus ihrem Leben).
Gut, gesagt – nicht getan. Ich mache die Sauce dennoch, weil ich sie ja mag. Zu allem Überfluss hatten wir an diesem falschen Fisch“Dienstag“ auch noch das Ding mit den Süßkartoffeln. Ich liebe sie – und weil gesund, kommen sie auch immer wieder mal in meiner Vorarlberger Küche vor, Omile´s Meinung dazu ist klar.
Das ist ausländisches Essen. Komisch jedenfalls – und in einer kleinen Instastorie auch schon erzählt und behandelt (just look for: die absolut leere weisse Saucen Glasschüssel hihihihi)
Essen ist fertig Omile.
Sie setzt sich hin, schiebt die Schüssel mit der Sauce demonstrativ weit von sich weg & beginnt zu essen. Omi – ich kann mir aber nicht vorstellen, dass dein „Lieblings Weisses Sössle“ schlecht ist für dich. Als hätte sie nur drauf gewartet, dass ich das sage: „moansch nid“ ???
Nein – ich meine, dass du das ruhig essen kannst. Schwups hatte sie die Schüssel zu sich gezogen.
Ich überspringe mal die vielen kleinen einzelnen Schöpferle und fasse für euch zusammen: ich hatte zwei Esslöffel voll & das Omile den Rest. Ganz am Schluss, als ihr bewusst wurde, dass sie fast die ganze Schüssel allein geleert hat, wurde sie dann ein bisserl „gschamig“. Sooo liab, dass ich sie am liebsten in den Arm nehmen und drücken würd. Sie grinst dann ein bisschen beschämt, aber auch zufrieden vor sich hin und man glaubt aus ihrem Gesicht ablesen zu können: jetzt war ich aber ganz schön mutig 🙂
Ich für meinen Teil habe zu diesen „Essenseinschränkungen“ eine klare Meinung. Die ist jetzt aber mal sehr ernst und klar eben. Meine Omi ist 95 Jahre alt & ich schreib das jetzt hier mal so wie ich ehrlich denke.
Solange es ihr keine Schmerzen oder Beschwerden bereitet die Schmerzen verursachen, soll sie doch bitte einfach essen was ihr schmeckt und worauf sie Lust hat.
Mit 95 Jahren darf man das einfach auch – finde ich zumindest. Nämlich das Leben genißen mit allem was dazu gehört. Ist es morgen vorbei – soll´s einem einfach gut gegangen sein bis dort hin – Blutbefunde hin oder her.
Das ist mein Herzenswunsch für sie.
So – und jetzt fällt mir der Übergang zur nächsten Geschichte grad ein bisserl schwer.
Obwohl – da geht’s jetzt einfach nur um das genaue Gegenteil. S´Omile ist Anführerin der NOGemüseFraktion. Eigentlich ist sie das schon, so lange ich denken kann. Sie isst zwar Gemüse, aber nur sehr sehr wenig und ausgewählt – sortentechnisch mein ich. Grünes Gemüse gehört definitiv nicht auf ihren Wunschspeiseplan. Und dennoch versuch ich ihn ihr manchmal unter zu jubeln. Und bevor sich jetzt jemand denkt, grad eben meinte sie noch, die Omi soll doch einfach nur das essen was sie mag. Jo eh – ich meinte sie solle sich nicht kasteien was jene Dinge betrifft die sie gerne mag und von denen sie glaubt, dass sie nicht gut für sie sind. Aber „so a kläle Gmüas“ hat noch niemandem geschadet. 😉
Der nächste Vormittag kommt bestimmt & der Essensplan steht – als sie mich nur kurz wissen lässt: „du heasch eh koa Zit, also koch hüt i“.
Gut – wenn sie das will. Gerne Omi. Ich hab die Bratwürste schon raus gelegt. Der Broccoli und der Vogerlsalat, sind in der linken Gemüselade im Kühlschrank. Sie drauf: „passt scho – i woass as eh“. Pünktlichst um 11.30: „eassa koooo“. Ich komm in die Küche, setz mich an den schon gedeckten Tisch, da auf meinem Teller bereits die Bratwurst liegt. Ziemlich schnell ist mir klar – da fehlt was. Der Untersetzer auf dem Tisch für das Gemüse, ich steh auf, hol ihn und leg ihn vor mich hin. S´Omile schaut mich fragend an. (Und wenn ich jetzt so drüber nachdenke – ich glaub sie hat ein klitze kleines bisschen gegrinst) Ich drehe mich um zum Herd. NIX. Omi, wo ist das Gemüse?? Sie drauf: „Wellas Gmüas“ ??
Den Broccoli mein ich – der im Kühlschrank in der Gemüselade war. Sie schaut mich an wie ein kleines Schulmädchen – unschuldig als wisse sie noch nicht mal was 2 + 2 ergibt. „Hoiii (sie versucht ihren überraschten Gesichtsausdruck aufzulegen mit leicht zurück gezogenem Kopf, großen Augen und einem Schmollmund dazu) dean han i gär nid gseaha. I glob i würr langsam alt und siach d`Hälfte numma“ (ihr überraschter Gesichtsausdruck geht über in vollkommene Ahnungslosigkeit – natürlich nur in ihrem Gesicht) Omi – das stimmt also sicher nicht. Der Broccoli ist in der gleichen Lade wie der Vogerlsalat & auch noch drauf gelegen, das heißt du musstest ihn wegnehmen, als du den Salat aus der Lade genommen hast. Omile´s KlassikerAntwort darauf: „jo jo musch nid glei aso kleinlich würra“ hahahahahaha.
Und dann kommt das geilste überhaupt – sie lacht – und zwar über sich selber – und nicht, weil sie weiß, dass sie den Broccoli erfolgreich NICHTessen muss, sondern über ihre eigenen Antwort – und das ist sooooooo herzerwärmend & liab – unbeschreiblich.
So, dann machen wir die Arbeitswoche mit dem Freitag noch voll.
„Gerschtasuppa light – nämlich alloanig“. Vormittags – für mich arbeiten im HomeOffice & am Nachmittag hatte ich ein BusinessDate. Das heißt – zu Omiles großer Freude – wir essen fix um 11.30 – das war mal ne Ansage. Und sie freut sich wie ein „Schnitzerl“.
Apropos Fleisch – das wird bei uns in Form von Rippchen mitgekocht in der Gerstensuppe. Manchmal legen wir sie dann einfach auf einen Teller und jeder nagt sie direkt vom Knochen ab und manchmal schneidet Omi das Fleisch schon behutsam vom Knochen, zerkleinert es und gibt es direkt in die Gerstensuppe.
Ich sag ihr: Rufst du mich bitte wenn die Suppe fast fertig ist, dann komm ich runter und deck dann noch den Tisch. Arbeitenderweise verlier ich mich manchmal den Blick für die Uhrzeit & plötzlich ist es 11.40 Uhr. Von unten – kein Mucks. Ich steh auf und gehe Richtung Stiege – da kommt mir das Omile entgegen. Ganz sanft und gemütlich aber doch bestimmt, geht sie mit mir wieder zurück in die obere Küche.
„Du kasch no amol witr schrieba, i bi no nid ganz fertig“. Komisch, denk ich mir – ich hab im Stiegenhaus die Gerstensuppe gerochen und zwar stark.irgendwie.so.
Sie geht wieder runter – verspricht mir, dass sie rufen wird, sobald ich den Tisch decken kann.
Noch denk ich mir nix dabei & ca. 30 Minuten später ists dann soweit. „Eassa kooooo“ (verdächtig übertrieben süß & lieblich denk ich mir). Komm in die Küche & Überraschung – ganz was Neues. Es ist nur für mich gedeckt, ansonsten aber alles wie immer. Gerstensuppe auf dem Tisch & „a Zile Brot dazua“. Whaaat? Omi – wo ist deine Schüssel?? Sie winkt ab, „i ha koan Hungr“. Omi – was ist passiert. „Säg i doch – i ha koan Hungr meh“. Aha . im Wort „meh“ steckt dir Lösung. Wenn sie keinen Hunger „mehr“ hat, dann war da was. Ein nochmaliges Nachfragen, hätte Explosionspotential. Deshalb erspar ich uns das – und fange an die Suppe zu löffeln.
Neben mir am Tisch sitzend mit in die betende Haltung gelegten Händen, fängt sie nach gut einer Minute an mittelmässigtiefe Seufzer von sich zu geben.
Erfahrungsgemäß, ist sie ab Nummer 3 bereit auf weitere Fragen zu antworten. 1……………. 2……3 (kommt recht schnell, und das sagt mir – schnell fragen) Omile, was ist los? Sie drauf: „s´Fleisch“ (und schaut mich fragend an). Ja?? Du hast das Fleisch vergessen mitzukochen? „Naa“. Okeee – du hast das Fleisch vergessen zu kaufen? „Neiii“. Ja also was ist denn mit dem Fleisch. Sie steht auf, tut so als würde sie rüber gehen zur Abwasch und deutet mit dem Kopf auf das rechten Küchenfenster (darunter ist noch ein kleiner Streifen betonierter Weg und danach kommt unsere Wiese) Was ist da draußen? Ich versteh´s nicht Omi.
Und dann schießt es aus ihr raus wie aus einem Wasserfall:
„i hans fleisch kocht und zlang dinna lo und jetzt isch alls vkrocht gsi und ma heats fädawies einzlen ussa züha künna“ Ich muss laut loslachen – zum Glück mit leerem Mund. Ja Omi und was hat das jetzt mit der Wiese zu tun? (ich glaube sie muss kurz überlegen, ob sie mir das jetzt überhaupt erzählen soll – es dauert 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 Sekunden) „i hanns denn no klännr gschnitta was abr eh fasch numma mügli gsi ischt und ha´s da vögl usse gworfa“. Omiiiii – das hätte man doch sicher noch essen können? „Na. Sihr find. A so an Scheiss“.
Oke – jetzt war mir auch klar, warum sie keinen Hunger mehr hat. Wenn das Omile sich ärgert, ist essen ein NoGo. Ich löffelte meine Suppe weiter und schmunzelte vor mich hin. Und als sie merkte, dass ich ihre Aufregung nicht wirklich teilen wollte & konnte, und man die Suppe offensichtlich auch ohne Fleisch geniessen kann, stand sie auf, holte sich einen Teller und begann wortlos zu essen. Vor sich hin grinsend vor Erleichterung und beim Abwasch mit dem Nachsatz: „Scheiss – däs Wort säg i also niggad jeda Tag“
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