Eines ist FIX. Unsere „Krankheit“ heißt: „Telefonitis“.
Zumindest war das noch vor 12 oder 13 Jahren Omile´s feste Überzeugung.
Die Distanz Vorarlberg & Wien ist ja auch nicht mal nur einfach so um die Ecke. Und deshalb hab ich mit meiner Mämi fix einmal am Tag telefoniert – auch meist eher lange. Bei kürzeren Telefonaten aber auch gern 2 bis 3x. Und damit s´Omile nicht immer mitzählen konnte, manchmal auch „vrschtolis“ (versteckt & geheim). Diese zwei- bis dreimal waren dem Omile schon viel zu „TelefonitisVerdächtig“. Sie hat uns sogar einmal vorgerechnet, wieviel Geld wir monatlich „vertelefonieren“. Egal wie wir es ihr erklärten – meine Mum und ich – wir waren die Verschwender & sie konnte es einfach nicht verstehen.
Heute ist das alles anders.
Seit Omi´s einzige Tochter vor 11 Jahren von ihrem Krebsleiden erlöst wurde, hab ich ein neues Vis a Vis am Telefon. Meine Omi telefoniert gerne, sehr gerne, fast schon mit Verdacht auf „Telefonitis“. Und ich bin jetzt ganz ehrlich, wir machen uns oft lustig über diese Tatsache, sie & ich. Wenn ich dann nämlich so ab und zu mal erwähne: „Weisst du noch wie das damals bei Mum und mir mit den Telefonaten war…?“ Da fängt sie am Telefon entweder zu singen an, oder sie wechselt sofort das Thema. Bleib ich dann dran und frag sie immer wieder, wird ihre Stimme immer lauter, bis wir dann irgendwann beide vorlauter Lachen, gar kein Wort mehr raus bekommen.
Unser Ritual ist klar strukturiert.
Wir telefonieren 2x täglich – morgens zur Frage: „Hast du gut geschlafen Omi, ist alles ok bei dir?“ Heißt – da halten wir uns dann auch immer eher kurz. Aber abends dann – da wirds gerne länger & am allerliebsten ist ihr wenn ich sage: „Omi, ich fahr grad von Wien weg Richtung Enzi“. Da hör ich dann förmlich ihr Grinsen und ihre Antwort ist bemüht „uneuphorisch“ „Aaaahhh intressant, denn künnamar oh eappa vieradriessig Minuta telefoniera“ hihihihi Das ist nämlich die Zeit die ich vo der Innenstadt nach Enzi brauch. Ich erfahre dann die Einzelheiten ihres vergangenen Tages & dieses Telefonat ist für uns beide sehr wichtig. Ich weiss dann wie es ihr geht & kann auch schon mal sehr viel von ihrer Stimme ableiten. Während die Omi einfach auch nur sehr gerne mit mir „vrzellt“. Denn eines hab ich gelernt von ihr, miteinander zu sprechen – das ist das Wichtigste im Leben. Offen & ehrlich sein, Dinge beim Namen nennen und sie aussprechen. Oder wie sie gerne sagt: „reda, reda, reda – däs hilft immr und übrall“
Doch manchmal versuch ich diese fast schon standardisierten Abläufe zu unterbrechen. Warum?
Weil ich sie gern „a klä FUXA tua“ – auf gut wienerisch „sekkieren“. Das macht sie nämlich auch mit mir, da könnt ich euch Gschichtn erzählen,… hihihi
Also jedenfalls unlängst abends – ich rufe mein Omile an und sie hebt ab:
Sie: „jo Liesl“ (standard satz neben“halli hallo“)
Ich: halli hallo
Sie: „hoiii“ (ein langgezogenes iii deutet darauf hin, dass sie eher übermütig & gut drauf ist)
Pause……noch mehr Pause……SEHR lange Pause……
(…ich denk mir ich wart jetzt einfach mal was sie sagt, bzw wann sie irgendwas sagt. Denn üblicherweise antworte ich auf ihr hoiii mit: „wia got as dir?“)
Nach einer gefühlten Ewigkeit ich zu ihr (und ja, sie hat immer den längeren Atem noch uns beiden!!!) Omi, warum sagst du denn nix ?
Sie: „han i di agrüaft odr du mi, i glob scho du mi odr?? also wart i o druf, was DU mir vrzellscht“
Der Witz ist, es ist immer so, dass ich sie anrufe & niemals sie mich, ausser es ist irgendwas passiert, oder es geht ihr nicht gut. Ich stocke noch kurz & kenne sie ja nur zu gut…und alls ich dann nicht gleich mit meinen Erzählungen des Tages loslege lacht sie am anderen Ende und sagt:
„jetzt han i di abr vrwüscht gea, musch koa Angscht ha, i woass eh eappas zum vrzella, aber es sött dr halt a klä a Lehr si. Nid bloss du schpürscht immr alls durch d´Telefonleitig. Däs kan i o und hüt han i einfach gmerkt, dass i di a klä FUXA söt“
Das darfst du dir wünschen Omi & es natürlich auch tun so lange du willst. Und solltest du 100 werden, dann sinds bald eh nur noch 5 Jahre bis dahin….
2 Comments
Manuela E.
3. Januar 2018 at 01:37Vielen vielen Dank liebe Katja & herzliche Grüße nach Kärnten !!!
Katja
2. Januar 2018 at 21:56Hallo aus Kärnten
Bin zufällig auf deinen Blog gestoßen……..
Wie das so ist mit dem Zufall…….
So etwas liebes hab ich schon seit ewigkeiten nicht mehr gelesen……
Soooooooooooooo schön
Danke das du es mit uns teilst
Sehr bewegend
Alles liebe katja